Die Freiheit über den Wolken scheint grenzenlos zu sein – aber dass dort alle Ängste und Sorgen verborgen bleiben? Bei dieser Songzeile von Reinhard Mey gehen die Meinungen häufig auseinander. Während das Verlassen des Bodens bei den einen Glücksgefühle auslöst, sorgt es bei anderen wiederum für ein mulmiges Gefühl in der Bauchregion. Wie ihr am besten mit Flugangst umgeht, lest ihr hier.

Obwohl das Flugzeug eines der sichersten Verkehrsmittel ist, steigt Statistiken zufolge jeder Dritte von uns mit zittrigen Knien in die Maschine. Ob es nun daran liegt, dass wir die Kontrolle dem Piloten übergeben müssen, zu viele Hollywood-Filme gesehen haben oder bereits beängstigende Erfahrungen aufgrund von schweren Turbulenzen machen mussten – die Angst vorm Fliegen kann den Ferienstart ganz schön vermiesen. Lest unsere Tipps gegen Flugangst und sagt Ade zu panischem Herzrasen und Schweissausbrüchen.

Flugangst kann von genereller Nervosität und Aufgeregtheit bis hin zu ausgewachsenen Panikattacken reichen. Eines vorab: Wenn ihr schwerwiegende Symptome habt oder nicht sicher seid, ob euer Herzrasen etc. nur in Flugangst begründet liegt, geht zum Arzt und lasst euch von einem Profi untersuchen und beraten.

Unsere Tipps verhelfen euch aber zu mehr Ruhe und Entspannung auf dem Flug. Mit der richtigen Vorbereitung und ein paar Tricks, um Gedanken und Körper zu beruhigen, geht der Flug „wie im Flug“ vorbei.

Die besten Tipps gegen Flugangst

  1. Stress vermeiden
  2. Über die Angst reden
  3. Flug angenehm gestalten
  4. Essen und trinken
  5. Negative Gedanken stoppen
  6. Ablenkung 
  7. Entspannungsübungen
  8. Naturheilkunde
  9. Professionelle Hilfe
Flugzeugschatten über einem Sandstrand

Stress vermeiden

Wir kennen das vermutlich alle – wenn wir gestresst, genervt und unausgeruht sind, erscheinen uns kleine Unannehmlichkeiten schnell wie weltbewegende Katastrophen. Ebenso kann Stress eure Flugangst verstärken. Versucht also am besten, am Abflugtag den Stress so weit wie möglich zu vermeiden.

  • Koffer am Tag vorher packen: Wenn ihr vor dem Flug nur noch schnell eure Zahnbürste in den Koffer stecken müsst und dann entspannt zum Flughafen fahren könnt, statt hektisch T-Shirts und Badesachen zusammensuchen zu müssen, ist ein grosser Stressfaktor schon mal beseitigt.
  • Online-Check-In nutzen: Viele Airlines bieten mittlerweile einen Check-In nicht nur am Schalter, sondern auch übers Internet an. Meistens könnt ihr den Check-In so schon am Abend vorher vom Sofa aus erledigen. Damit spart ihr euch Wartezeit und Stress am Flughafen.
  • Frühzeitig am Flughafen sein: Damit ihr euch auch dann keine Sorgen machen müsst, ob ihr euren Flug noch bekommt, wenn es an der Sicherheitskontrolle mal wieder länger dauert, seid am besten mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen.

Über die Angst reden

Erzählt eurer Reisebegleitung von eurer Flugangst und lasst es auch zu, dass diese Person euch unterstützt – wären ihr eure Probleme und Sorgen egal, würde sie wohl nicht mit euch in die Ferien fliegen, oder? Selbst wenn ihr eurer Reisebegleitung einfach nur sagt, dass ihr eure Ruhe braucht: Es kann schon helfen, über die Angst gesprochen zu haben und sich noch einmal bewusst gemacht zu haben, dass die Angst übersteigert ist und dass ihr nicht alleine damit seid.

Ihr könnt auch dem Boardpersonal Bescheid sagen – diese Profis haben tagtäglich mit Leuten zu tun, die Flugangst haben. Sie sind auch in Erster Hilfe ausgebildet – an sie könnt ihr euch wenden, solltet ihr wegen eurer Flugangst akut gesundheitliche Probleme wie eine Panikattacke bekommen.

Den Flug so angenehm wie möglich gestalten

In einer entspannten und gemütlichen Umgebung können Körper und Gedanken sich besser entspannen. Mit ein paar kleinen Massnahmen wird der Flug gleich viel angenehmer:

  • Sitzplatz gezielt auswählen: Auf Plätzen über den Tragflächen oder im vorderen Teil des Flugzeugs ist es bei Turbulenzen ruhiger. Wenn ihr einen Gangplatz wählt, habt ihr mehr Beinfreiheit, fühlt euch weniger eingesperrt und könnt während des Flugs ab und zu aufstehen und euch ein bisschen strecken.
Bequem fliegen

  •  Jogginghose
  •  Schal gegen die kalte Klimaanlage
  •  Kuschelsocken
  •  Pulli
  • Bequeme Kleidung tragen: Es muss nicht zwingend die Jogginghose sein, aber enge Kragen oder einschneidende Hosenbünde sind im Flugzeug wirklich fehl am Platz. Tragt lieber gemütliche Kleidung in mehreren Lagen, damit ihr flexibel reagieren könnt, wenn euch warm oder kalt wird.
  • Den Sitz gemütlich machen: Ein Nackenkissen kann für die Entspannung wahre Wunder wirken. Ihr könnt aber auch ein Jäckchen zu einer Art Kissen falten und euren Kopf stützen.
Junge Frau sitzt mit Kopfhörer im Flugzeug und hört Musik, während ihr Nachbar ein Buch liest.

Das richtige Essen und Trinken

Oder besser gesagt: Überhaupt etwas zu essen und zu trinken, auch wenn man sehr aufgeregt ist. Damit das flaue Gefühl im Magen nicht zu stark spürbar ist, solltet ihr unbedingt vor dem Flug zumindest eine Kleinigkeit zu euch nehmen. Dafür eignet sich am besten leichte Kost wie Nüsse, Gemüse und Obst. Auch eine trockene Scheibe Toast ist besser als nichts.

Welches Essen ihr mit ins Flugzeug nehmen dürft, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen:

Ausserdem ist es wichtig, genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Am besten stilles Wasser und beruhigende Tees. Auf keinen Fall solltet ihr koffeinhaltige Getränke trinken, denn diese kurbeln bei den meisten die Nervosität nur noch mehr an. Alkohol solltet ihr ebenfalls vermeiden, wenn möglich. Das ist zwar verlockend, hilft aber nicht wirklich weiter. Nehmt euch stattdessen eine leere Flasche mit ins Handgepäck, die ihr dann an nahezu jedem Flughafen der Welt am Gate noch mal mit Trinkwasser auffüllen könnt.

Negative Gedanken stoppen und ersetzen

Jetzt sitzt ihr also gut vorbereitet im Flieger, aber die Ängste kommen vielleicht doch wieder hoch. Was nun? Rational wisst ihr wahrscheinlich, dass Autofahren viel gefährlicher als Fliegen ist, und trotzdem lassen sich die Sorgen nicht einfach ausschalten. Wir haben ein paar Tricks für euch, mit denen ihr das negative Gedankenkarussell unterbrechen könnt.

  • Informieren: Damit nicht die Katastrophenszenarien aus diversen Kinofilmen eure einzigen „Quellen“ zur Sicherheit von Flügen sind, könnt ihr euch im Internet darüber informieren, wie sicher das Fliegen ist, dass die wichtigen Flugzeug-Bestandteile immer mindestens in doppelter Ausführung vorhanden sind, dass ein Flugzeug auch mit nur einer Turbine problemlos weiterfliegen kann, usw.
  • Stopp sagen: Wenn ihr merkt, dass ihr in negativen, unhilfreichen Gedanken feststeckt, denkt oder sagt euch: „Stopp!“ Nutzt diese Unterbrechung dann, um eure Gedanken auf etwas anderes zu richten.
  • Negative Gedanken durch positive ersetzen: Ihr könntet euch zum Beispiel einen beruhigenden Satz aussuchen, wie etwa „Die Piloten sind Profis und werden uns sicher ans Ziel bringen“, den ihr dann im Kopf wiederholen könnt, wenn die negativen Gedanken einfach nicht zur Ruhe kommen wollen. Oder ihr denkt euch schon an den Ferienort, stellt euch den Sand zwischen den Zehen und die Palmen über euren Köpfen vor und kommt in eurem eigenen Ferienparadies ein bisschen zur Ruhe.
Young woman enjoys drinking coffee and coconut. Koh Phangan island, Thailand

Ablenkung

Wenn ihr euch eine Folge eurer Lieblingsserie anschaut oder euch mit einer anderen angenehmen Aktivität beschäftigt, denkt ihr weniger über eure Angst vor dem Fliegen nach und ausserdem vergeht die Zeit gefühlt viel schneller. Möglichkeiten zum Ablenken sind zum Beispiel:

  • Ein Buch lesen: Lasst euch von einem spannenden Buch in eine andere Welt entführen. Das kann auch gerne ein Hörbuch sein.
  • Durch ein Magazin blättern: Wenn ihr so angespannt seid, dass ihr euch nicht auf eine lange Geschichte wie einen Roman konzentrieren könnt, kauft euch am Flughafen ein Magazin zu eurem Lieblingsthema – ob Promi-News, Fotografie-Magazin oder Computerzeitschrift, ihr findet sicherlich ein Heft, das euch mit leicht verdaulichen Texten und Bildern auf andere Gedanken bringen kann.
  • Musik hören: Eure Lieblingsmusik lenkt nicht nur ab, sondern dämpft auch nervige oder beunruhigende Geräusche. Wenn ihr Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion habt, könnt ihr damit die Umgebung besonders gut ausblenden. Mit Musik könnt ihr auch eure Gefühle beeinflussen: Bastelt euch eine Entspannungs-Playlist oder kommt mit einem alten Lieblingsalbum voll auf den Nostalgietrip.
  • Film oder Serie anschauen: Ladet euch einen Film oder ein paar Folgen eurer Lieblingsserie herunter und schaut sie euch im Flugzeug offline an.
  • Unterhalten: Redet mit eurer Reisebegleitung, quatscht über alles und nichts und lasst euch ablenken. Wenn ihr alleine reist, könnt ihr schauen, ob euer Sitznachbar vielleicht auch in Plauderlaune ist.
  • Boardentertainment nutzen: Informiert euch vorher, was bei eurer Airline als Boardentertainment verfügbar ist. Vielleicht sind viele coole Möglichkeiten zur Ablenkung vorhanden, vielleicht seid ihr aber auch auf eure eigene Unterhaltung angewiesen.
Zwei Frauen warten in der Flughafenlounge auf ihren Flug und unterhalten sich.

Entspannungsübungen

Könnt ihr die Anspannung kaum noch ertragen und krampft innerlich zusammen, kann eine richtige Sitzhaltung bereits erste Abhilfe schaffen. Setzt euch gerade hin und stellt die Beine fest auf den Boden. Atmet tief in den Bauchraum ein und aus, bis sich euer Puls beruhigt. Dafür könnt ihr euch zum Beispiel vorstellen, in eurem Bauch sei ein Luftballon, den ihr aufblast. Atmet ihr nur in den Brustraum, ist das weniger entspannend und sorgt für mehr Unruhe in Körper und Geist. Ihr könnt die Augen schliessen und langsam eure Atemzüge zählen. Atemübungen wirken Wunder, auch wenn es sich im Moment nicht besonders weltbewegend anhört.

Alternativ könnt ihr die Schultern bis zu den Ohren ziehen und in dieser Stellung zehn Sekunden lang die Luft anhalten und still sitzen bleiben. Atmet ihr aus, lasst ihr auch die Schultern wieder locker hängen. Nach einigen Wiederholungen sollte diese Methode bei innerer Unruhe entspannend wirken.

Leidet ihr unter sehr starker Flugangst, könnt ihr euch spezielle Techniken wie zum Beispiel progressive Muskelentspannung aneignen. Das abwechselnd bewusste Anspannen und Loslassen bestimmter Muskelgruppen sorgt schnell für Entspannung, ohne dass es jemand mitbekommt.

Junge asiatische Frau, die neben dem Fenster in einem Flugzeug schläft.

Beruhigung durch Naturheilkunde

Ist eure innere Unruhe so stark, dass selbst die besten Tricks nicht helfen, um euch zu entspannen, könnt ihr auch auf pflanzliche Arzneimittel zur Beruhigung zurückgreifen. Naturheilkundliche Mittel aus Baldrian, Melisse, Bachblüten, Passionsblume oder Johanniskraut findet ihr in fast jeder Drogerie. Damit haben wir schon gute Erfahrungen gemacht. Häufig wirkt aber auch allein schon die Tatsache beruhigend, für den Notfall ein pflanzliches Mittel in Reichweite zu haben.

Eine Passionsblume in voller Blüte

Professionelle Hilfe suchen

Wenn die Flugangst euch stark belastet und ihr euch nicht zutraut, mit diesen Tipps allein damit fertigzuwerden, wendet euch an euren Hausarzt. Dieser kann euch individuell beraten, eventuell ein Beruhigungsmittel verschreiben oder euch auch an einen Psychotherapeuten oder Psychiater verweisen – bei den Profis seid ihr auf jeden Fall in guten Händen. Dort könnt ihr gemeinsam die Flugangst an der Wurzel bekämpfen, damit ihr bald eure Flugreisen wieder angstfrei geniessen könnt.

Eine weitere Möglichkeit eure Aviophobie (die Angst vor dem Fliegen) zu bekämpfen, ist eine Hypnosetherapie zu machen. Dabei spielt ihr das Szenario des Fliegens nach, ohne dafür in ein echtes Flugzeug steigen zu müssen. So bereitet ihr euch schon mal mental auf euren Flug vor.

Flugangst Ade

Wir hoffen, wir konnten euch mit unseren Tipps etwas beruhigen und Mut machen. Und wenn ihr erst einmal am Ferienziel angekommen seid, lassen euch die bevorstehenden Strandtage oder die Vorfreude auf die vielen Abenteuer die Flugangst auch wieder schnell vergessen.

Leidet auch ihr unter Flugangst und habt noch andere Tipps, um euch zu entspannen? Oder ist eure Angst sogar so gross, dass ihr überhaupt nicht mehr ins Flugzeug steigt? Wir freuen uns, wenn ihr uns in den Kommentaren von euren Erfahrungen berichtet.

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