Die Toskana ist wunderschön: Weinberge und Olivenhaine, wohin das Auge blickt! Hier bekommt ihr Tipps für eure Toskana Ferien!

In den letzten 10 Jahren war ich gefühlte 100 Mal in Italien. Manchmal zum Skifahren in Südtirol, einige Male in den wunderschönen Städten wie Rom, Florenz oder Venedig und immer mal wieder auch in der Toskana oder in Apulien. Mir hat es vor allem Sardinien und Sizilien angetan. Die Inseln sind so unglaublich vielfältig, dass man schon in einer Woche die ganze Palette der schönen Strände und kleinen Bars und Restaurants durchprobieren kann. Als ich vor einigen Wochen mit meinem guten Freund Maurizio zusammen sass, um in den schönen Erinnerungen vergangener Ferien zu schwelgen, habe ich mich plötzlich gefragt, wo denn die Italiener hinfahren, wenn sie sich ihre wohlverdienten Jahresferien gönnen. Nach Miami oder nach Thailand? Denn schön haben sie es hier sowieso, dann müssen sie doch in den Ferien noch eine Schüppe drauflegen. Und als ich Maurizio gefragt habe, ob meine Vermutung stimmt, hat er mir fast einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst. Ich muss ehrlich zugeben, so entrüstet habe ich ihn noch nie erlebt. „Nein“, hat er gesagt. „Nie im Leben fahren wir so weit weg, wenn das Beste doch nur einige Stunden entfernt liegt.“

Agriturismo heisst das Allheilmittel vieler Italiener, die in einer der grossen, quirligen Metropolen wie Mailand leben und sich in den Ferien nichts mehr wünschen, als eine Bleibe inmitten der wunderschönen toskanischen Weinberge. Hier wohnen sie dann auf einem Bauernhof oder auf einem alten Landgut und geniessen den Blick auf kleine verschlafene Dörfer und verfallene Kirchen und Häuser. Spätestens mit dieser Beschreibung hat Maurizio mich komplett überzeugt – solche Ferien muss ich ausprobieren. Gesagt – Getan. Keine zwei Wochen später sitze ich im Flieger nach Pisa. Ein Weingut zwischen Pisa und Florenz und ein Landhaus zwischen Siena und Rom, nur 20 Minuten vom Meer. Ein Mietwagen ist in der Toskana Pflicht, denn sonst ist man auf die Städte entlang des italienischen Bahnnetzes angewiesen. Das ist durchaus weit verzweigt, dringt aber nicht immer in die letzten Winkel vor. In knapp zwei Stunden bin ich in Pisa und mein Mietwagen ist auch schnell gefunden. Ein klitzekleiner italienischer Wagen mit jede Menge Komfort, das ist ihm von aussen kaum anzusehen. Je nach Laune bekommen die Autos, die ich fahre, sogar einen Namen. Dieser heisst ab der ersten Sekunde „Luigi“. Mit dem kleinen Flitzer geht die Reise also vom Flughafen in Pisa los und einen kleinen Schlenker zum Schiefen Turm kann ich mir natürlich nicht verkneifen.


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Isola Verde

Nach weniger als einer Stunde Fahrt habe ich Cerreto Guidi erreicht. Das kleine Dorf liegt an der berühmten Strada dell‘ olio e del vino del Montalbano und ist bekannt für unglaublich viele Weinberge und Olivenhaine. Der Agriturismo-Betrieb Isola Verde hat mich im Vorfeld mit sehr guten Kritiken überzeugt. Jetzt bin ich gespannt, ob der Gutshof in der Realität genauso überzeugen kann. Die Ankunft ist schon wirklich imposant. Denn man fährt erst durch ein schmiedeeisernes Tor und dann durch eine Allee riesiger Zypressen. Schon jetzt kann ich mir genau vorstellen, wie die Gutsbesitzer schon vor hundert Jahren mit ihren Kutschen diese Allee hinunter gefahren sind. Am Haupthaus angekommen, passiert erst einmal nicht so viel. Denn der Hausherr, der Besitzer des Hofes, ist gerade unterwegs. Die junge Italienerin, die mich begrüsst, ruft ihn kurz an und er kommt schnellen Schrittes zwischen den Olivenbäumen hervor. Innerhalb kurzer Zeit halte ich den Schlüssel zu meinem Zimmer in den Händen. Zum Glück spreche ich etwas Italienisch, denn hier komme ich mit Deutsch nicht besonders weit. Mein Zimmer liegt in einem Nebengebäude und ist eigentlich ein ganzes Apartment mit einer kleinen Küche. Hier kann ich mir sogar problemlos ein ganzes Menü zaubern.

Isola Verde

Im hofeigenen Restaurant

Mein erster Tag endet mit einer kurzen Erkundungstour über den Hof. Zwischen Olivenbäumen und Weinbergen liegt der Swimmingpool. Hier lässt es sich nach einem Vormittag mit Sightseeing und Shopping ganz bestimmt entspannen. Weil ich keine Lust habe, noch in den kleinen Ort zu fahren, um einzukaufen, melde ich mich zum Abendessen im hauseigenen Restaurant an. Hier kocht die Frau des Hauses höchstpersönlich für ihre Gäste. Pizza sucht man in diesen kleinen Restaurants der Agriturismo-Betriebe oft vergeblich. Hier kommen häufig die Dinge auf den Teller, die just an diesem Tag reif für die Ernte sind. An meinem ersten Abend gibt es also zur Vorspeise Bruschetta, zum Zwischengang Pasta mit Gemüse und als Hauptgang ein gegrilltes Stück butterzartes Schwein. Dazu kann ich zwischen dem hauseigenen Rot- oder Weisswein wählen. Ich nehme Rotwein und bekomme – richtig – eine ganze Flasche. Netterweise darf ich die Hälfte des Weines nach dem Essen mit in mein Apartment nehmen, so habe ich am nächsten Abend noch etwas davon. Das Essen ist ein wahres Gedicht und ich schwöre mir, dass das nicht der letzte Abend ist, an dem ich im Restaurant zu Abend esse. Einschlafen fällt hier übrigens leicht, denn ausser ein paar Vögelchen und dem Hofhund ist nichts zu hören.

Der gutseigene Wein

Café oder Espresso

Der nächste Morgen beginnt lecker. Es gibt Frühstück in der Morgensonne. Ich bestelle Kaffee und wundere mich, dass ich einen klitzekleinen Espresso vorgesetzt bekomme. Irgendwie hatte ich eine grössere Tasse erwartet. Dann aber fällt mir ein, was mir Maurizio gerade noch erzählt hat. Die Italiener meinen mit Café eigentlich Espresso und wenn sie einen grossen Kaffee meinen, sagen sie dazu Café Americano. Da ist es ja keine Wunder, dass ich nicht das bekomme, was ich erwartet habe. Wieder was dazu gelernt. ;)

Ein Ausflug nach Florenz

Nach dem Frühstück fahre ich nach Florenz, in die Stadt der Medici. Das Schöne an der Toskana ist, dass ich innerhalb einer Stunde an zwei echten Highlights Italiens bin. Fahre ich nach links, bin ich in Pisa, fahre ich nach rechts, bin ich in Florenz. Um den Parkproblemen in der Innenstadt zu entgehen, nehme ich den Weg Richtung Piazzale Michelangelo. Dort, oberhalb der Stadt, gibt es einen riesigen Parkplatz, wo mein Auto während meiner Entdeckungstour einfach umsonst stehen bleiben kann. Hier kann ich erst einmal den Ausblick auf die Stadt geniessen. Der Palazzo Vecchio, die Ponte Vecchio und der Duomo sind auf den ersten Blick gut zu sehen. Wer schon einmal den Film „Das Parfum“ gesehen hat, kann sich bestimmt noch an die Szenen erinnern, die auf der alten Brücke spielen. Und Fans von Dan Brown konnten Robert Langdon und Sienna Brooks im neusten Buch „Inferno“ bei einer Verfolgungsjagd durch die Stadt und seine berühmten Gebäude begleiten. Besonders der Vassari-Korridor hat es mir seitdem angetan. Kaum vorstellbar, dass man hier oberhalb der Strasse vom Palazzo Vecchio zum Palazzo Pitti gehen konnte. Dabei überquert der überdachte Gang sogar den Fluss Arno. Einfach spektakulär, finde ich. Heute ist der grösste Teil des Korridors leider nicht mehr für Besucher zugänglich.


toskana florenz

Von der Piazzale Michelangelo bin ich in 20 Minuten zu Fuss mitten in der Stadt. Hier heisst es, sich einfach treiben zu lassen, denn die Stadt ist zu jeder Zeit ziemlich voll. Da ich mir dieses Mal allerdings alle Sehenswürdigkeiten nur von aussen anschauen will, muss ich zum Glück in keiner der vielen Schlangen stehen, die in die Museen oder in den Dom führen. Die Stadt ist immer wieder beeindruckend. Wenn ihr mehr über Florenz wissen wollt, müsst ihr euch nicht mehr lange gedulden, denn bald erscheint mein Florenz-Reiseführerartikel, den es ja schon für einige tolle Städte gibt. Schaut einfach mal rein, hier gibt es Tipps für die besten Sehenswürdigkeiten, die leckersten Restaurants und Insidertipps für den Abend.

Vinci und sein bekanntester Bewohner

Solange ich aber in der Toskana unterwegs bin, möchte ich euch etwas ganz anderes ans Herz legen – nämlich die Dörfchen nebenan. Denn hier gibt es vieles zu entdecken, was ihr daheim nicht finden werdet. Besonders hat mich der Blick auf den Horizont überzeugt, denn egal wohin man hier blickt, man sieht eigentlich nur die typischen terrakotta-farbenen Häuser inmitten von grünen Bergen. Hier und da kommt ein mittelalterlicher Turm dazu.

Olivenbäume

Ich bin aus reiner Neugier einfach mal ins nächste Dorf gefahren, dass den verheissungsvollen Namen „Vinci“ trägt. Und siehe da – bei diesem Dorf handelt es sich um den Geburtsort des grossen Leonardo da Vinci. Es gibt einen ganz wundervollen Weg vom Dorf zum eigentlichen Geburtshaus des Künstlers. Den bin ich natürlich hochgekraxelt. 30 Minuten später habe ich das Haus erreicht. Im Inneren gibt es ein kleines, aber sehr modernes Museum, in dem die Geschichte des Malers und Erfinders genau nachgezeichnet wird. Das Ticket für das Museum gilt auch für das andere Museum unten im Dorf. Hier kann ich mir dann anschauen, was da Vinci zu seinen Lebzeiten alles erfunden hat. Vieles, was hier im Nachbau präsentiert wird, benutzen wir heute noch. Der Mann war ein echtes Multitalent. Nicht nur Taucheranzüge und Olivenpressen, sondern auch Erkenntnisse zur Anatomie stammen von ihm. Auch das berühmte Bild der „Mona Lisa“ und „Das Abendmahl“ hat da Vinci gemalt. Beide Werke sind heute unbezahlbar und in den bekanntesten und sichersten Museen der Welt untergebracht. Die Ursprünge finden sich also hier, inmitten der bunten Toskana. Der kleine Ort „Vinci“ hat mir aber nicht nur neue Ehrfurcht vor dem mittelalterlichen Virtuosen Leonardo da Vinci beschert, sondern ausserdem eine Schachtel voller kleiner Gebäckstücke, die man hier in der örtlichen Pasticceria kaufen kann. Die verspeise ich genüsslich, als ich zurück bin, in aller Ruhe am Pool. Ich bin in der Nebensaison auf dem Hof, von anderen Gästen sehe und höre ich deshalb nicht besonders viel, höchstens beim Frühstück oder beim Abendessen laufen wir uns über den Weg. Wer einmal komplett zur Ruhe kommen will, ist hier also genau richtig. Der einzige, der oft und und mit viel Elan über den Hof läuft oder mit dem Traktor in den Feldern umherfährt, ist der Gutsbesitzer, denn der hat zu jeder Zeit des Jahres jede Menge zu tun.

Das Geburtshaus von da Vinci

Olivenöl von den eigenen Bäumen

Meine Zeit in Cerreto Guidi neigt sich dem Ende zu und als ich an der Rezeption stehe, um meinen Schlüssel anzugeben, kaufe ich mir noch einige Flaschen vom hofeigenen Wein und natürlich auch etwas von dem leckeren Olivenöl, dass hier so viel besser schmeckt als in der Heimat. Ein paar Tropfen davon auf einem frischen Brot, da läuft mir nur bei dem Gedanken das Wasser im Mund zusammen.

Wie meine Reise durch die Tokana weitergegangen ist und wo ich sonst noch unterkommen bin, lest ihr hier im zweiten Teil meines Selbstversuchs.

Schaut bei meinen Italien Tipps vorbei, wenn ihr noch weitere Orte im Land der Pizza und Pasta entdecken wollt: