Sergeant Jeffrey Clark ist ein Mann mit breitem Kreuz und gerader Haltung. Lächelnd begrüsst er mich mit einem „How are you?“, als ich an diesem Tag das Hauptquartier der Polizei von Las Vegas betrete. Jeff arbeitet seit 12 Jahren für die Polizei und erzählt mir, was es heisst, in der Stadt der Sünde Polizist zu sein.

Las Vegas ist für viele Menschen eine Stadt, in der alles möglich ist. Trinken auf den Strassen, zocken in den Casinos und rund um die Uhr feiern in den angesagtesten Clubs der Stadt. Für andere ist sie genau deswegen die Stadt der Sünde, die es zu meiden gilt. Abgestürzte Existenzen, Menschen, die in den Casinos ein Vermögen verloren haben, Obdachlose, die in der Kanalisation leben und die dunklen Ecken abseits des Strips, durch die man als Tourist lieber nicht laufen sollte… Doch ist Las Vegas wirklich das heisse Pflaster voller Kriminalität und Exzesse? Ich frage jemanden, der es wissen muss: einen Polizisten, der seit 12 Jahren in Sin City arbeitet und die Stadt kennt wie kaum ein anderer.

Sergeant Jeffrey Clark

Sergeant, seit wann leben Sie in Las Vegas und warum haben Sie sich dazu entschieden, Teil des LVMPDs zu werden?

Ich bin in Las Vegas geboren und aufgewachsen. Meine Familie lebt schon seit langer Zeit in Clark County, mein Urgrossvater hat sogar den grossen Hoover Dam, 60 Kilometer von Las Vegas entfernt, mit erbaut. Polizist wollte ich eigentlich nie werden und so habe ich erstmal studiert und bin erst mit 27 Jahren zur Polizei gekommen. Jetzt bin ich seit 12 Jahren ein Teil des Teams und arbeite seit einiger Zeit sogar als Pressesprecher.

Wie muss man sich die Arbeit als Polizist in Las Vegas vorstellen? Sind die Officer wirklich immer alleine unterwegs?

Die Ausbildung eines Polizisten dauert ungefähr ein Jahr. Sechs Monate davon finden in der Police Academy statt und sechs davon auf der Strasse. Nach der Ausbildung sind die Polizisten dann als One-Man-Unit unterwegs, das hat sich einfach als effektiver herausgestellt. Sie fahren in ihrem Ford Explorer, auf ihrer Harley Davidson, auf einem Fahrrad oder mit einem zivilen Fahrzeug – undercover – den Strip und andere Teile von Las Vegas entlang. Unterstützt wird ihre Arbeit durch zahlreiche Kameras, die überall in Las Vegas und besonders auf dem Strip angebracht sind. Das macht die touristischen Orte der Stadt sehr sicher.

Wir arbeiten meist 10 Stunden am Tag an vier Tagen in der Woche, danach haben wir dann drei Tage frei.

Wie viele Polizisten gibt es in Las Vegas?

In ganz Clark County (Anmerkung der Redaktion: Clark County ist das Verwaltungsgebiet, in das Las Vegas fällt) arbeiten rund 4500 Angestellte für die Polizei. Neben den Streifenpolizisten gibt es hier, wie überall sonst auch, Verwaltungsangestellte und auch Correction Officers, die im Gefängnis des Countys arbeiten.


Welche Art von Einsatz ist der häufigste, für den Sie und Ihre Kollegen gerufen werden?

Auch wenn es jetzt unspektakulär klingt, die häufigsten Delikte, für die wir gerufen werden, sind Ruhestörungen und häusliche Gewalt. Manchmal werden wir auch zu ziemlich verrückten Einsätzen gerufen. Ich kann mich an einen Einsatz erinnern, bei dem sich ein Mann, der unter starken Drogen stand, vor unseren Augen ausgezogen hat und auf einen Fahnenmast geklettert ist. Das war einer der verrücktesten Einsätze, die ich je erlebt habe.

Ich habe gesehen, dass es auf der Seite des LVMPD einen Verhaltensguide für Touristen gibt. Haben Sie Tipps für Touristen, die nach Las Vegas kommen?

Mein erster und vielleicht auch wichtigster Tipp ist: Don’t drink and drive! Auch wenn das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit in Las Vegas legal ist, sollte man sich besser nicht mit Alkohol am Steuer erwischen lassen, denn andernfalls wartet für mindestens 12 Stunden die Zelle! Zwar kann man eine Kaution hinterlegen, um sich vorerst freizukaufen, aber vor einem Prozess schützt das nicht. Wir haben so viele Uber und Taxis in Las Vegas, da muss man nun wirklich nicht betrunken fahren.

Mein zweiter Tipp ist, dass man sich möglichst in Gruppen und auf dem Strip aufhalten sollte. Auf dem Strip ist es sicher! Auf unserer Internetseite gibt es ausserdem eine Crime Map, die zeigt, wie viele Verbrechen und Delikte in der letzten Zeit in einem bestimmten Gebiet stattgefunden haben. Daran kann man sich als Tourist sehr gut orientieren.

Okay, Alkohol in der Öffentlichkeit ist also in Las Vegas erlaubt. Wie sieht es mit Marihuana und Prostitution in Nevada aus?

Seit einem Jahr ist der Kauf und der Besitz von bis zu einer Unze Marihuana erlaubt (Anmerkung der Redaktion: eine Unze entspricht circa 28 Gramm). Der Konsum auf offener Strasse ist allerdings strengstens verboten. Und auch sogenannte Marihuana Touren, die meist für Touristen angeboten werden, sind illegal. Bei solchen Touren wird man mit einem Bus durch Vegas gefahren und konsumiert dabei. Wird man dabei erwischt, droht die Gewahrsam. Als Tourist darf man eigentlich nur in privaten Häusern legal konsumieren.

Beim Thema Prostitution sieht die Sache anders aus: Prostitution ist zwar in Nevada legal, in Las Vegas steht sie allerdings unter Strafe. Stripclubs und Shows sind natürlich beliebte Orte in Las Vegas und diese dürfen auch genutzt werden, aber weiter sollte es dann nicht gehen.

Ich habe gesehen, dass das LVMPD sehr aktiv in den sozialen Medien ist. Ist sowas normal für die Polizei in den USA? Warum kommunizieren Sie so viel über Facebook, Instagram und Co. mit der Öffentlichkeit?

Ja, das stimmt, wir sind auf Facebook, Twitter, Youtube und Instagram aktiv, um die Leute über unsere neuesten Fahndungen und Erfolge, aber auch über den Alltag von Polizisten und unsere Arbeit zu informieren. Während wir Twitter gerne für News und aktuelle Informationen nutzen, klären wir auf Youtube auf und promoten auf Instagram zum Beispiel unsere „One Less Gun Campaign„, in der wir jede illegale Waffe, die wir aus dem Verkehr ziehen konnten, online stellen und jeden Erfolg so mit der Öffentlichkeit teilen.

Es ist in den USA schon eine gängige Praxis, dass die Polizei soziale Medien nutzt, doch wir sind wirklich sehr aktiv. Auf Youtube sind wir unter allen Police Departments sogar die Nummer eins.

Die Kampagne, die dabei helfen soll, die Strassen sicherer zu machen, ist so erfolgreich, dass Sergeant Clark schon das ein oder andere Mal in News und Talkshows zu Gast war:

BEHIND THE BADGE: Sgt. Jeff Clark and Capt. Andy Walsh, of Las Vegas Metro police, discuss a new social media campaign aimed at getting guns off of the streets.

Posted by FOX5 Las Vegas on Thursday, August 3, 2017

Eine Frage brennt mir besonders auf der Zunge: Was ist an dem Klischee dran, dass amerikanische Polizisten total auf Donuts stehen?

Viel, denn wir Cops lieben Donuts tatsächlich. Ich persönliche esse sie aber nicht in Uniform, da ich das Klischee dann doch nicht so ganz bestätigen möchte. Neulich hat uns der Donut Boy besucht, um uns im Zuge seiner „I DONUT need a reason to THANK a cop“ Kampagne mit Donuts zu versorgen.

Sie wissen ja, dass sich auf meinem Blog alles ums Reisen dreht, deswegen bezieht sich meine letzte Frage auch auf dieses Thema: Wie viele Ferientage haben Polizisten in den USA und wie verbringen Sie diese am liebsten?

Wir haben insgesamt drei Wochen Ferien im Jahr, die ich persönlich am liebsten auf einem Kreuzfahrtschiff verbringe. Letztes Jahr waren meine Frau und ich ganze neun Mal in den Ferien, wenn man es klug anstellt, geht das schon. Meine Traumreiseziele sind Australien und auch Deutschland. Ich würde mir gerne mal das Oktoberfest ansehen. Das steht definitiv an, sobald unsere Kinder etwas älter sind.

…. Denken Sie daran: Das Trinken von Bier ist in Österreich schon ab 16 Jahren erlaubt.

Oh echt? Na, dann kann ich mir den Traum vielleicht früher als gedacht erfüllen. Lacht.

Las Vegas Metropoliton Police Department

Danke, dass ich ein Blick hinter die Kulissen der Las Vegas Police werfen durfte und danke für das interessante Interview, Sergeant Jeffrey Clark!

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